Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

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Micha
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Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von Micha »

inzwischen steht kurz bevor, dass ich einen in Kleinserie gefertigten Platinensatz für mein K1000-Bastelprojekt verfügbar habe. Es gibt auch eine Handvoll Interessenten. Ich habe vor die Platinensätze zum Selbstkostenpreis abzugeben. Insofern ist das ja dann *eigentlich* keine kommerzielle Angelegenheit. Aber ich trau unserem eigenartigen Rechtssystem da nicht ganz...

Gibt ja hier einige die sich schon mit der Thematik beschäftigt haben. Sind solche Verkäufe ohne Gewinnabsicht rechtlich sauber, wenn man das als Privatperson macht? Mir ist aufgefallen, dass ähnliche Angebote zumindest formal meistens über eine Firma laufen.
Also vonder Sache här tätch jetz ma behaupten "Mischn ägomplischd" un so...
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TuxFan
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von TuxFan »

Hallo!
Schau mal in diesen Link : http://www.onlinesteuerrecht.de/home/in ... &Itemid=33
Gruß
TuxFan
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Klaus-Peter
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von Klaus-Peter »

oh weia, da wird einem wieder ganz anders wenn man das liest

Aber ob das hier so greift wenn jemand netterweise Platinen für Interessenten ohne Gewinnabsicht produzieren lässt ??

Micha wird doch hier nur Kosten haben und keinen Gewinn machen.

Vieleicht könnte Drohne 235 oder Digger mal was dazu sagen? Der ""Vertrieb"" des HIVE ist doch etwas ähnliches wie das was Micha vor hat. Reine Freundlichkeit unter Hobbyisten - aber doch kein Fall fürs Finanzamt.
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digger
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von digger »

Micha, leider werden solche Sammelbestellungen leider als gewerbliches in-Verkehr-bringen gewertet, auch wenn kein Gewinn erzielt wird und dies auch in keinster Weise deine Absicht ist. Das heisst du müsstest diese Umsätze eigentlich sogar bei deiner Steuererklärung angeben (zusammen mit deinen Kosten etc.). Aber bisher ist mir persönlich nichts bekannt, dass so eine Sammelbestellung schief ging bzw. Konsequenzen hatte, aber man weiß ja nie, ob nicht jemand mal mit dir stänkern will und den Vorgang beim Finanzamt meldet. Da sich das Ganze in einem sehr kleinen Benutzerkreis abspielt, kann halt nie jemand darauf aufmerksam werden, anders ist es wenn du die bei eBay anbietest oder Anzeigen schaltest, dann werden fast ganz sicher Abmahner oder Steuerfahnder auf dich aufmerksam ... die Storries was deutsche Gerichte da als gewerblich ansehen sind ja allgemein bekannt.

Die damalige HIVE Sammelbestellung und auch den HIVE-Shop lasse ich über meine Firma laufen, da gibts dann keine Probleme. Ist halt ein ganz normaler Wareneinkauf und -Verkauf und damit das Finanzamt dann auch überhaupt nicht meckern kann gibts pro Bestellung auch noch 1 EUR "Gewinn".

Das deutsche Rechtssystem ist einfach beschissen, das mag zwar alles in bester Absicht entwickelt worden sein, aber ist dann nicht zuende gedacht, so dass es dann doch Fälle geben kann wo dem kleinen normalen Hobbiesten ein Strick gedreht werden kann. Das ist ja auch der Grund warum ich noch keine HIVE Fertiggeräte habe, mit Kosten, Plänen und Hersteller ist alles klar, aber der Kampf mit den Gesetzen bezüglich Entsorgung und in Verkehr bringen ist noch nicht in Gänze geklärt. Und selbst von Rechtsvertretern hörst du, dass nichts fest steht und es mal so oder so laufen kann.

Sorry, jetzt habe ich mich wieder mal in Rage geredet.
Trotz meiner Panikmache würde ich denken, dass du in deinem Fall aber nicht auffällst und nichts zu befürchten hast. ;-)

Grüsse Frank
BorgKönig
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von BorgKönig »

vieleicht als tipp von mir: die bausätze über diggers firma verkaufen... evtl. bringt es ja was, ein gewerbeschein (20€...?) zu besorgen und das ganze dann über die eigene firma verkaufen... ich wüsste nun aber nicht so recht, welche gewerbeform da empfehlenswert ist...
quix
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von quix »

Das Projekt ist schon interessant. Wichtig ist aber aus meiner Sicht, Die Möglichkeit des Beschaffens jedes einzelnen Teils - inklusive Tastatur. Das Gehäuse schliesse ich mal aus.
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Micha
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von Micha »

@quix: stimmt, die Beschaffbarkeit der Tastatur "Wincor Nixdorf TA85" auf der die ganze Konstruktion aufbaut ist eine Unwägbarkeit. Gibt einen Händler, der diese Teile seit langem auf ebay rel. preiswert als second hand Ware anbietet. ich kann nur hoffen dass er noch ein paar davon auf Lager hat. Bin da aber eigentlich optimistisch. Solche Kassentastaturen waren/sind in vielen Supermärkten im Einsatz und werden sukzessive durch die nächste Generation an Touchscreens ersetzt. Ich denke die wird es noch eine Weile von Verwertern second hand geben.
Ansonsten hab ich alles andere inzwischen versucht zu dokumentieren, inklusive Stückliste, auf dieser Website: http://www.k1000uc.de
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Klaus-Peter
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von Klaus-Peter »

@ quix

Da ich ja schon einen K1000 nachgebaut habe kann ich sagen, dass das besorgen der Teile denkbar einfach ist.

Für die elektronischen Teile hat Micha einen Warenkorb bei Reichelt zusammengestellt.

Die Tastaturen gibts häufig bei ebay

http://www.ebay.de/itm/Wincor-Nixdorf-T ... 3cb22fe7f7

Die Grundplatte hat mich im Globus-Baumarkt incl. Zuschneiden 0,30 € gekostet :mrgreen:

Also - das ist nicht schwieriger als die Teile für den HIVE zu besorgen

@Digger
ich hätte nicht gedacht, dass die rechtlichen Hürden für ein Hobby-Projekt, dass man auch noch ohne Gewinnabsicht anbietet, so hoch sind. Na eigentlich hätte man es sich denken können - armes Deutschland :evil: .

Hoffentlich vergeht Micha jetzt nicht die Lust das Projekt überhaupt weiter zu führen :(
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TuxFan
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von TuxFan »

Moin moin!
Nu schimpft mal nicht so über das deutsche Rechtssystem, woanders ist es auch nicht besser, eher schlimmer.
Hmmmmmm...........aber ist das alles wirklich so schlimm?
Wenn man es sicher machen will : Gewerbeschein kostet ca. 20 Euro, das Vorsprechen (wg. Kleinunternehmer non-profit, siehe auch hier : http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinunternehmerregelung und http://de.wikipedia.org/wiki/Umsatzsteu ... utschland) siehe dort auch die Definition des Unternehmers die auch für non-profit gilt) im Bürgerbüro des zuständigen Finanzamtes etwas Zeit. Vielleicht ist danach schon vieles klarer. Den Gesichtspunkt Freiberufler überprüfen. Spart eventuell den Gewerbeschein nicht die Steuererklärung ;) . Und nicht vergessen, den Arbeitgeber, so man einen hat, um eine schriftliche Erlaubnis dieser Tätigkeit bitten.
Wenn man es einfach sooooo machen will : Dann würde ich aber alle Quittungen aus der Aktion für den möglichst nicht auftretenden GAU aufbewahren.

Gruß
TuxFan
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digger
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Re: Verkauf zu Selbstkosten - rechtlich ok oder Grauzone?

Beitrag von digger »

Ein Gewerbe anmelden ist günstig und geht problemlos.

Aber wie Tuxfan schon sagt, der Arbeitgeber muss es genehmigen.

Zum anderen muss man ab dann seine Steuererklärung machen, und diese werden bei solchen Tätigkeiten dann zum Teil genauer angesehen als es sonst der Fall wäre, kann also sein dass die eine oder andere als Werbungskosten benannte Investition nicht mehr durchgeht. Das Thema der Prüfung durchs Finanzamt kann auch mal akut werden, und wenn man keine Gewinne einfährt kann das Finanzamt auch mal beschliessen das Gewerbe aus dem Grund "Liebhaberei ohne Gewinnabsicht" einzustampfen.

Im günstigsten Falle kostet es nur etwas Zeit und bringt ein paar graue Haare mehr, in einem ungünstigeren Fall kostet es etwas mehr Geld und bringt mehr graue Haare. ;-)

@Borgkönig ... über eine fremde Firma? ... hast du dir das wirklich mal durchdacht bzw. weisst was da mit dran hängt?

Aber ich will hier nicht der Schwarzmaler sein, Versuch macht klug und wenn du schön alle Belege aufhebst kann dir selbst im ungünstigten Fall nicht viel passieren ... aber wie gesagt, ich hab noch nie direkt von einem solchen ungünstigen Fall gehört.
Und schau mal wie viele solcher Sammelbestellungen beim Robotronforum durchlaufen und da gabs meines Wissens nach auch noch nie ein Problem.
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