Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

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Klaus-Peter
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Registriert: Sa 29. Okt 2011, 14:34

Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

Hallo zusammen,

ich muss ein Geständnis machen; ich bin dem HIVE mal kurz fremd gegangen ;)

Yeti hatte mal im Thread „Basteltipp für Forth-Fans“ einen Link zum Fignition – Computer aus England gesetzt und nachdem ich mir das Gerät dort auf der Webseite angesehen habe dachte ich mir, das sieht recht interessant aus und dürfte wohl nicht allzu schwer nachzubauen sein.

Gesagt, bestellt. Der Konstrukteur Mr. Julian Skidmore vertreibt den Bausatz direkt über das Internet und schon nach einer Woche lag ein Brief mit den 46 Einzelteilen des kleinen HIVE – Kollegen bei mir im Briefkasten. Bezahlt habe ich (incl. Porto) per Paypal £20.69 (also nach heutigem Stand knapp 25,00 €).

In dem Umschlag befanden sich 2 Tütchen mit den Bauteilen, die Platine (antistatisch verpackt) , sowie je ein AtMega168-, 8Kb SRAM- und ein 4Mbit Flash- Chip nebst IC-Sockel (in den bekannten Plastikröhrchen verpackt).

Selbst besorgen muss man sich noch ein USB A/B – Kabel (typisch um Drucker anzuschließen) und ein Cinch –Kabel für die Verbindung zum Fernseher.

Für die Stromversorgung benutze ich zusätzlich eines dieser USB-Adapter - Netzteile die man ja heutzutage oft im Haus hat um die Akkus von iphone & Co. zu laden. So muss der PC nicht immer als Stromlieferant herhalten.

Die Bauanleitung (Englisch – aber gut zu verstehen) muss man sich aus dem Internet laden. Man merkt beim lesen sofort, dass sich das Projekt auch an Anfänger die noch keine Lötkenntnisse haben richtet, alles ist wirklich sehr gut beschrieben und reichlich bebildert. Großartig falsch machen kann man da eigentlich nichts, so lange man weiß, dass ein Resistor ein Widerstand und ein Capacitor ein Kondensator ist :mrgreen:

Witzig fand ich, dass der Verfasser der Anleitung nach jedem Bauabschnitt immer wieder sehr nachdrücklich ermunterte doch „jetzt mal eine Pause einzulegen und dringend einen Tee zu trinken“ (very british ) - was ich aber nicht gemacht habe da ich kein Teetrinker bin ;)

Der Aufbau war auch für mich als Anfänger sehr unproblematisch – die Platine ist zwar recht klein (wie man auf dem Bild unten sieht ca. ¼ eines HIVE) aber es gibt eigentlich keine Stellen wo das Löten schwierig wäre weil Bauteile eng beieinander sitzen würden. Nicht umsonst findet man im Internet auch Berichte und Videos wo Kinder und Jugendliche den Fignition aufgebaut haben.

Die reine Bauzeit lag bei mir bei 2 Stunden ein Lötprofi schafft es sicher in der halben Zeit.

Für den Betrieb sollte man am besten einen guten alten Röhrenfernseher anschließen – das rät auch der Konstrukteur. Ich habe es jetzt an meinem Mini LCD den ich am HIVE betreibe und an meinem großen Flachbildfernseher versucht - beides leider mit nicht wirklich berauschendem Ergebnis. Das Bild zittert dann dauernd etwas, was auch die leicht unscharfen Bilder die ich gemacht habe erklärt. Möglicherweise gibt es aber, laut Konstrukteur, mal ein Update das den Betrieb an LCD – Fernsehern verbessert.

Nachdem man das Gerät mit dem Fernseher und der Stromversorgung verbunden hat erscheint zuerst ein Startbildschirm mit dem Fignition – Logo im tollen retro style und dann sofort der Prompt des eingebauten FIG - Forth. Der „Boot-Vorgang“ dauert keine ganze Sekunde (weswegen ich auch das schicke Logo nicht fotografieren konnte).

Eine Besonderheit ist sicherlich die verwendete „Tastatur“. Alle Anweisungen werden über die 8 auf der Platine aufgelöteten Taster eingegeben was doch gewöhnungsbedürftig ist. Am besten druckt man sich von der Webseite die Belegung der Taster aus und legt sie neben den Fignition. Drückt man einen Taster kurz erscheint das zugehörige Zeichen auf dem Schirm hält man nun den Taster aber gedrückt - erscheint auf dem Bildschirm eine Übersicht welche Zeichen jetzt (also bei gedrücktem Taster) anwählbar sind.

Das heißt jedes Mal wenn man eine der 8 Tasten/Taster gedrückt hält ändert sich der Belegung aller Taster so dass man so alle benötigten Zeichen nach und nach aufrufen kann. Vielleicht kann man auch einfach sagen, jeder Taster fungiert noch mal zusätzlich wie eine Shift-Taste.

Klingt kompliziert – gewöhnt man sich aber dran. Im Grunde genommen finde ich es sogar eine recht geniale Idee so mit nur 8 Tastern eine Tastatur zu realisieren.

Trotzdem kann ich mir persönlich nicht vorstellen längere Programme so in den Fignition einzugeben. Das dauert einfach zu lange.

Muss man aber auch gar nicht, weil es auch die Möglichkeit gibt am PC zu programmieren und die Daten dann über das USB – Kabel an den Fignition zu übertragen.

Programme (Spiele) gibt’s so einige im Internet zu finden vom Tetris über Lunar Lander sogar den ersten Versuch eines Schachspiels findet man hier auf der Seite des Entwicklers:

https://sites.google.com/site/libby8dev ... n/examples

Mein Fazit: ein sehr interessantes Retro –Computer - Projekt das sehr leicht aufzubauen ist und mit dem man viel Spaß haben kann. Das einzige was mir noch fehlt ist ein Gehäuse – das würde auch sicher das Handling verbessern - grade weil die Platine doch recht klein ist und gerne wegflutscht.

Bohrungen für die Befestigung sind leider nicht vorhanden (Minuspunkt) Na, da muss ich mir noch mal Gedanken machen und auch bei ebay nach einem kleinen Röhrenfernseher suchen um die Bildqualität zu verbessern.

Zum Schluss noch einige Links und Bilder (die Bilder sind alle von meinem Fignition):

Hier ein recht spaßiges Video das die Bedienung des Fignition erläutert:

http://www.youtube.com/watch?v=4HKqG1yA ... re=related

Hier ein Video wo der Konstrukteur selbst erklärt wie man Programme per USB in den Fignition lädt:

http://www.youtube.com/watch?v=8YLiHIuG ... 1U7l8uJK0=

Das ist sicher für Drohne235 sehr interessant :
http://sites.google.com/site/libby8dev/ ... erformance

So jetzt aber erst mal genug vom Fignition und reumütig zu meiner Drohne zurückgekehrt :lol:
Dateianhänge
JD600037.JPG
Startbildschirm.JPG
Hiveplatine und Fignition.jpg
Fignition.jpg
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von drohne235 »

Ich finde das Gerät wirklich cool, danke für den tollen Test. Auf die Benchmarks habe ich schon ein Auge geworfen, kommt sobald mein mForth soweit ist. Hat seinen Reiz das Gerät, und gerade die Sache mit dem integrierten Forth + Editor ist genau das wo ich mit dem neuen System hin möchte, an welchem ich gerade arbeite. Man soll nicht überlegen sollen ob nun Spin, C, Basic oder Forth, sondern einschalten und dann ist eine Sprache inklusive OS und Editor aus dem ROM da. Halt nur einen Tick größer beim Hive um auch wirklich ohne Host arbeiten zu können.

Bestechend ist aber der einfache Aufbau - das wäre wirklich etwas für einen Workshop - 2 Stunden Lötzeit und fertig.

Hey, ich werd mal den Entwickler anschreiben, ob er eine unbestückte Hive- gegen eine Fignition-Platine tauscht... :)
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Klaus-Peter
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

Hey, ich werd mal den Entwickler anschreiben, ob er eine unbestückte Hive- gegen eine Fignition-Platine tauscht...
könnt ich mir gut vorstellen, dass er das macht - wenn ich mir seine Internetseite oder die Youtube-Videos so ansehe, scheint er auch ein ""Überzeugungstäter"" zu sein :mrgreen:

Ich erkenne bei dem Projekt überhaupt viele Parallelen zum HIVE - Projekt schon wenn ich mir auf den Webseiten vom HIVE und FIGNITION die jeweiligen Fragen anschaue "Für wen ist dieser Bausatz geeignet"? (reif für den HIVE? / What's It For? )

ganz neu hat er den Bausatz wohl modifiziert (Audio) - hätt ich mal noch gewartet mit dem bestellen :roll:
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

die neue Platine hat jetzt auch Bohrungen für die Befestigung in einem Gehäuse :geek:

http://sites.google.com/site/libby8dev/fignition
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

So, nun hat der Fignition auch endlich ein Gehäuse. Ich habe mir lange Gedanken gemacht und hätte eigentlich auch lieber eine andere Lösung gehabt. Gescheitert sind meine Überlegungen dann aber immer an der Erreichbarkeit der "Tastatur".

Also habe ich einfach ein passendes Mini-Pult-Gehäuse von Conrad genommen und die Platine mit starkem doppelseitigem Klebeband aufgepappt. Bohrungslöcher für Schrauben gibts ja an meiner Version leider noch nicht.

Jedenfalls sieht es sehr Retro aus - finde ich ;)
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TuxFan
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von TuxFan »

Moin moin!

Äußerst interessant was man mit so einer spartanischen Computer-Ausrüstung machen kann....

Gruß
TuxFan
Wunder gibt es immer wieder.......
Klaus-Peter
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

Mittlerweile habe ich einen kleinen Röhrenfernseher (ebay - 10 €) für meinen Fignition und an dem sieht das Bild deutlich klarer aus, als am LCD - Fernseher.

Ich kann nun auch bestätigen - das Kerlchen spricht wirklich Forth. Zum Test habe ich mal eine der ersten Aufgaben aus Leo Brodie`s Buch eingegeben (die 68 war ein Vertipper).

Fragt aber lieber nicht wie lange das Eingeben über die Taster-tur gedauert hat :twisted:
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quix
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Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von quix »

Kann denn nicht an dieses Computerchen eine andere Tastatur angeschlossen werden?
Klaus-Peter
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Registriert: Sa 29. Okt 2011, 14:34

Re: Fignition: der kleine do it yourself Forth-Computer

Beitrag von Klaus-Peter »

Eine externe Tastatur anzuschließen ist nicht vorgesehen aber es gibt die Möglichkeit am PC zu programmieren und die Daten dann über das USB – Kabel an den Fignition zu übertragen.
Muss ich aber noch ausprobieren.
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